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Aus Berlin 83 397 wird Breslau 83 397
Kennzeichnend für unsere sogenannten "Adlerwagen" ist die Epoche von 1920 bis 1937. Innerhalb dieser Zeit erfolgten mehrere Änderungen der Anschriften an den Wagen. Ab 1937 war der DRG-Adler bei Untersuchungen/Neulackierungen zu entfernen, weil die Naziregierung verordnet hatte, dass die Reichsbahn kein Unternehmen sei (wozu man es in der Weimarer Republik gemacht hatte, damit kein Reparationszugriff darauf erfolgen sollte), sondern Teil des Staatsapparates.
Folglich prangte statt dessen der Reichsadler an den Seitenwänden und die Wagennummer rückte als Überschrift in den Anschriftenspiegel in der Seitenwandebene. Den Nazi-Adler wollen wir definitiv nicht, daher sprechen wir uns dafür aus, Anschriften nach dem Stand von 1934 anzubringen. Dies beinhaltet alle Änderungen von 1930, was gegenüber 1923 auch die neuen Wagennummern betrifft: neuer Nummernplan, Trennung von Nummer und Direktion durch einen waagerechten Strich.
Das bedeutet auch, dass die im Jahre 1928 geschehene faktische Abschaffung der vierten Klasse sich auch an unserem Wagen 3 widerspiegeln muss. Auch wenn die 4. Klasse sich weiterhin bei der Inneneinrichtung einer Wagenhälfte wiederfindet, so wird außen die 3. Klasse angeschrieben sein. Der Verbleib der Bretterbänke war damals durch das Nebenzeichen "d" und die Doppelung des Hauptgattungszeichens dokumentiert. Diese wurde erst ab 1937 und dann auch erst bei Untersuchungen bzw. Anstrichauffrischungen/Neuanstrich in Wegfall gebracht. Somit dokumentieren wir die Zweiklassigkeit weiterhin, was sonst auch zu einer Änderung der vorgeschriebenen NVR-Nummer hätte führen müssen.
Wir haben aber auch Änderungen an und in unseren Wagen, die nicht zwingend der DRG-Epoche zuzuordnen sind (Nietenwegfall bei geschweißten Seitenwänden, Inneneinrichtung ohne zeitbezogenes Konzept, Hartbelag-Fußboden, Lautsprecherübertragung etc.). Das sind die Kompromisse, mit denen wir genauso leben müssen, wie damit, dass für die DRG-Epoche wir auch das falsche Wagen-Grün als Farbton haben (RAL 6007, Flaschengrün, anstelle RAL 6008, Braungrün). Das Flaschengrün kam erst ab 1943 und wurde bei der Nachkriegs-DR und der DR der DDR bis Ende 50er Jahre/Anfang 60er Jahre beibehalten, bei der DB mit Einführung des DB-Kekses von Prof. Égé, Kassel, und der Umlackierung auf Chromoxidgrün, RAL 6020, abgelöst. Sei es drum, wir müssen mit dem "vorzeitigen" Flaschengrün leben.
Weiterhin wird auch die angeschriebene Direktionsbezeichnung geändert, die 1986 bei der Aufarbeitung des Wagen angeschrieben wurde. Die im kalten Krieg untunliche Verwendung einer Direktionsbezeichnung, deren Dienstorte nach 1945 aufgrund der Vereinbarungen von Teheran, Jalta und Potsdam örtlich in einem anderen Staat zu liegen kam, wird heute nicht mehr als kritisch gesehen. Von daher wurde die für diesen Wagen historisch unstimmige Bezeichnung "Berlin 83 397" in "Breslau 83 397" geändert, so wie es in der originalen Wagenkarte verzeichnet ist. Insgesamt ist auch die neue Anschrift ein Kompromiss, aber näher am historischen Vorbild.