Aktuelles
Neuzugang: zweiachsiger Reko-Wagen der DR
In den frühen Abendstunden des 29. Mai traf unser Wagen-Neuzugang in Basdorf ein. Es handelt sich dabei um einen zweiachsigen Rekowagen der deutschen Reichsbahn der Gattung Baag mit der Wagennummer 50 50 24-25 374-0. Von diesem Wagentyp sind 11 Wagen in unterschiedlichen Zuständen erhalten geblieben. Unser Wagen 20 ist einer davon. Viel wissen wir bislang noch nicht über unseren Neuzugang, können aber anhand der bislang vorhandenen Unterlagen feststellen, daß das Fahrwerk aus dem Jahr 1899 stammt. In den sechziger Jahren startete die DR ihr Rekonstruktionsprogramm, bei dem man vorwiegend Abteilwagen der Länderbahnen mit zumeist hölzernen und nur beblechten Wagenkästen verwendete. Dabei wurden diese verschlissenen Wagenkästen abgerissen, die verbleibenden Wagenuntergestelle auf einheitliche Länge mit neuen Kopfträgern gebracht und neue selbstragende Wagenkästen im Stahlleichtbau nach einheitlichen Gesichtspunkten aufgesetzt. Fenstereinteilung und Inneneinrichtung wurden an die LOWA-Neubauwagen mit Mittelgang angelehnt, aber einfacher gestaltet. Gleichartige Anstrengungen zur Modernisierung des Alt-Wagenbestandes betrieb man auch bei der Deutschen Bundesbahn, dort verfuhr man ähnlich, jedoch erhielten die dort Umbauwagen genannten Wagen ein anderes Aussehen und konnten zumeist nur paarweise eingesetzt werden. Zweiachsige Umbauwagen gab es bei der DB nicht.
Nach der politischen Wende in der DDR verschlug es unseren DR-Rekowagen zur Museumseisenbahn Hanau in der Nähe von Frankfurt am Main. Als Gegenstück zu den dort schon vorhandenen Umbauwagen der DB sollte der Wagen dann hergerichtet werden. Eine Neuausrichtung des Vereins führte zum Verkauf des Wagens.
Erste Kontakte zu den Museumseisenbahnern aus Hanau wurden schon vor über zehn Jahren geknüpft. Schon damals galt unser Interesse dem zweiachsigen Rekowagen zur Vervollständigung unser Fahrzeugsammlung. Leider ließen einige Umstände die Verhandlungen stocken und erst in den letzten Monaten wieder aufleben. Dem Engagement einiger Vereinsmitglieder ist es zu verdanken, daß der Wagen recht unproblematisch erworben werden konnte. Dagegen gestaltete sich der aus Kostengründen über die Straße vorgesehene Transport etwas schwieriger. Zunächst wurdenTransportgenehmigungen wiederholt wegen Straßenbaustellen zurückgezogen, war es dann am 28. Mai soweit. Jedoch führte ein vorangegangener Transport mit "unserem" Tieflader zu Verzögerungen, erst am Abend konnte der Wagen in Hanau aufgeladen werden. Die Fahrt über die Autobahn nach Berlin musste dann doch wieder mehrmals unterbrochen werden um die Berufsverkehrsspitzen nicht zu stören und Pausen einzuhalten. So kam er dann erst am Abend des 29. Mai in Basdorf an. Trotz doppelt gelenkten Vorderachsen der Zugmaschine und separat gesteuerten Rädern des Tiefladers gestaltete sich das Einfahren in das Betriebsgelände sehr umständlich und zeitraubend. Immer wieder fehlte hier oder dort der entscheidende Zentimeter an Platz, mehrmaliges Rangieren des Schwerlastzuges waren von Nöten. Die Profis zeigten hier ihr Können! Das Abladen gestaltete sich dann vor dem Lokschuppen in Basdorf ohne Probleme und um 22:15 Uhr stand unser neuer Wagen mit seinen Radreifen wieder auf den Schienen.
Wir haben uns vorgenommen, in den nächsten Wochen den Zustand des Wagens zu dokumentieren und einen weiteren Verfall einzudämmen. Sieht der Wagen auf den ersten Blick ein bisschen desolat aus, so ergeben aber Rahmen und Laufwerk sowie die Bremse ein anderes Bild und auch die Inneneinrichtung ist fast vollständig erhalten. Vollständig vorhanden sind auch die Dampfheizungsanlage, die elektrischen Einrichtungen und das WC. Bis auf eine Fensterscheibe ist die Verglasung mit den typischen Klapp-Oberteilen vorhanden. Probleme bereitet eine Außenwand des Wagenkasten, hier haben alle Wetterungetüme von mehr als zehn Jahren ungeschützter Außenabstellung ihre Spuren hinterlassen, es steht ein größerflächiger Austausch der Beblechung an. Es ist geplant, den Wagen in den nächsten vier Jahren einer Restauration und Hauptuntersuchung zu unterziehen. Die Arbeiten werden sich voraussichtlich über einen Zeitumfang von vier bis fünf Jahren erstrecken. Den Wagen wollen wir nach seiner Fertigstellung zusammen mit unserem Reko-Dreiachser und unserem Reko-Packwagen einsetzen. Stilgerecht hinter der 65 1057 oder der V60.
Wir bedanken uns für den reibungslosen Transport bei der Firma "Usinger & Trombetta" aus Hamburg sowie für die Ladehilfe bei den Eisenbahnfreunden aus Hanau!